Atom Minister in Bern
verhaftet
©Stephan
Fuchs
journalismus – nachrichten von heute
05-05-2005
Aus
dem Berner Gerichtsaal heraus wurde der 65-jährige ehemalige russische
Atomminister Jewgeni Adamow verhaftet. Ihm werden Geldwäscherei, Veruntreuung
und Verschwörung vorgeworfen. Die Verhaftung erfolgte auf Ersuchen der USA, die
nun auch seine Auslieferung verlangt.
Adamows Anwalt, Timofei Gridnew, nahm zu den Details nicht weiter Stellung. Laut Gridnew war Adamow in der Schweiz, um "finanzielle
Probleme seiner Tochter zu regeln".
Es waren amerikanische und schweizerische Behörden an der Vorbereitung zur
Verhaftung beteiligt. Nach einem Bericht der "New York Times" wirft
die Staatsanwaltschaft in Pittsburgh Adamow vor, Hilfsgelder der US-Regierung
zur Verbesserung der Sicherheit russischer Atomanlagen veruntreut zu haben.
Neun Millionen Dollar (10,8 Mio. Franken) des US-Energieministeriums seien auf
Konten in den Bundesstaaten Pennsylvania und Delaware umgelenkt worden.
Die USA sucht den ehemaligen Minister im Zusammenhang mit diesen angeblichen
Veruntreuungen. "Das FBI und die nationalen Steuerbehörden haben Adamows Dossier während langer Zeit untersucht", sagt
der Sprecher der US-Botschaft, Dan Wendell. "Angeklagt wurde er vom
US-Distrikt-Gerichtshof Pennsylvania, unter anderem wegen dem Transport von
gestohlenem Geld und Wertpapieren." Um welche Wertpapiere und um welches
Geld es sich handelt, wurde nicht erwähnt.
Allerdings liefen gegen den früheren Minister bereits bei der Antikorruptions-
Kommission der russischen Duma Untersuchungen. Dem ex- Minister wurde dabei
vorgeworfen, sich in seiner Stellung bei MINATOM persönlich bereichert zu haben
und für die eigenen Geschäftsinteressen gearbeitet zu haben. Für MINATOM
Mitglieder ist es nach russischem Gesetz untersagt private Firmen zu führen. Die
parlamentarische Kommission hatte ihn auf Grund dessen angeklagt.
Das Außenministerium in Moskau erklärte, dass russische Diplomaten in der
Schweiz nun versuchen Kontakt zu dem festgenommenen Adamow aufzunehmen. Sie
liessen verlauten, Adamow sei privat in die Schweiz eingereist. Nach
Medienberichten wollte er dort mit den Behörden verhandeln, weil Konten seiner
in Bern studierenden Tochter gesperrt worden seien. Russland versucht zugleich
von den USA Informationen über die Anschuldigungen zu bekommen. "Soweit
wir wissen, stehen die Vorwürfe in Verbindung mit geschäftlichen Tätigkeiten Adamows aus den neunziger Jahren vor seiner Ernennung zum
Atomminister", sagte Ministeriumssprecher Alexander Jakowenko.
Dies würde dann freilich die Korruptionsvorwürfe der amerikanischen Behörden
nicht erhärten. Adamow leitete 1986 nach der Tschernobyl-Katastrophe die
Säuberungs-Aktion rund um das Atomkraftwerk. Er gehörte der Regierung Boris
Jelzin an und wurde 1998 zum Minister für Nuklearenergie ernannt. Präsident Vladimir
Putin setzte ihn in einer Regierungsrochade 2001 ab.
Seit 1990 gründete Adamow rund zehn Firmen. Darunter russische aber auch eine
französische und drei amerikanische, wovon eine auch in der Schweiz registriert
ist. Die Omeka Ltd. aus Pennsylvania, ist auch an der
Aarbergergasse in Bern registriert. Adamow
kontrollierte 1999 $3.15 Millionen aus dem Gesamtkapital von $5 Millionen und
seine Frau weitere 1.5 Millionen Dollar. Jene Beratungs- und Management Firma
hatte Verträge mit Tekhsnabexport, der Import
Tochterfirma von MINATOM. Omekas Aktivitäten sind
nicht nur beraterischer Natur im Atom Geschäft, sondern stellt NIKIET, dem
geheimen energietechnologischen Institut, dessen Direktor Adamow in den Jahren
1986 – 1999 war, jährlich 50'000 US$ für Computer Equipment zur Verfügung. Das
Institut stellte Reaktoren des Typs her, wie er in Tschernobyl verwendet wurde.
Laut einem Bericht von Greenpeace Moskau kaufte Omeka
für 200'000 US$ ein Haus für Adamow in Pennsylvania und eröffnete ein Bankkonto
über 250'000 US$ in der Schweiz.
Laut dem Bericht haben die in Amerika domizilierte Energy
Pool Inc. und die russische Immobilien Firma Logic Reality, beides auch Adamow Firmen grosszügige
Überweisungen an andere MINATOM Offizielle getätigt. Neben den finanziellen
Zuwendungen wurde Adamow unterstellt, dass er Personal ohne Fachwissen in
Schlüsselpositionen des Atomministeriums hievte. Einige davon waren laut
Bericht Aktien Teilhaber der Adamow Firmen, bevor er zum Minister ernannt
wurde.
Moskau
fürchtet nun eine Preisgabe von Staatsgeheimnissen durch den festgenommenen
Ex-Atomminister Jewgeni Adamow an die USA. Adamow wisse über die Produktion
russischer Nuklearwaffen wie auch über die Lage wichtiger Atomanlagen Bescheid,
sagte ein Kreml-Beamter nach Angaben der Moskauer Zeitung "Wedomosti".
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