Freunde im
Gruselkabinett
©Stephan
Fuchs
journalismus – nachrichten von heute
16-05-2005
Höchstwahrscheinlich dürfte
er der nächste Staatspräsident Irans werden: Akbar Hashemi Rafsanjani. Er ist
Milliardär, ist einer der mächtigsten Männer des schiitischen Staates und galt
bei den Waffenkäufen der Iran
Contra Affäre als einer der wichtigsten Partner Washingtons.
Nur: Beim Volk ist er nicht beliebt. Viele politische Morde seien, so die
vorherrschende Meinung im Volk, in Rafsanjanis Auftrag ausgeführt worden. Der
Mullah ist der einzige aus dem engsten Kreis um den verstorbenen
Revolutionsführer Ayatollah
Chomeini, der alle Bedrohungen und Machtkämpfe überstanden hat. 1980 kamen
bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Versammlung der Islamischen
Republikpartei fast neunzig Peronen ums leben, unter
ihnen zahlreiche Parlamentabgeordnete und Minister. Rafsanjani, damals Mitglied
des Parteivorstands, verliess wenige Minuten vor der Detonation das Gebäude, ohne
später dafür einen Plausiblen Grund angeben zu können. Interessantes Detail;
durch den Anschlag wurden seine grössten Rivalen liquidiert.
Verbindung zum grünen Orchester. Damals, am 17. September 1992, wurden
im Berliner Restaurant Mykonos
vier Mitglieder der Demokratischen Partei Kurdistans Dr. Sadegh Sharafkandi, Fattah Abdoli, Homayoun Ardalan und Nouri Dehkordi, von VEVAK -
Geheimdienstangehörigen, dem grünen Orchester mit Maschinengewehren erschossen.
Das grüne Orchester, damals auch in Genf aktiv, erhielt den Auftrag unter
anderem von Rafsanjani. Nach dreieinhalbjährigem Prozess verurteilte das
Berliner Kammergericht im April 1997 vier Beteiligte wegen Mordes und Beihilfe
zum Mord. Im Urteilsspruch wurde deutlich klargestellt, dass der Mordauftrag
von staatliche Stellen im Iran erteilt wurde und Rafsanjani über das Attentat
vorab informiert waren.
Machtmonopol. Rafsanjanis Zöglinge sitzen an den wichtigsten Schaltzentern der Macht Das Ölministerium sowie das
Ministerium für Wirtschaft und Finanzen werden von den engsten Verbündetetn kontrolliert. Der Gottesmann, besitzt ein
Vermögen, das auf mehr als eine Millirade $US Dollar
geschätzt wird. Ihm und seiner Familie gehören mehrere Touristenzentren im In
und Ausland. Sein ältester Sohn baute die Teheraner Metro, sein zweiter macht
Geschäfte mit Erdgas und Öl, sein dritter und jüngster besitzt grosse Farmen.
Seine Neffen, Nichten, Vettern und Kusinen, besitzen grosse Anteile der
inländischen Automobilbranche, kontrollieren den Export von Pistazien und
Safran. Seine Töchter sind im Immobilen Handel im In und Ausland tätig.
Schwarzmarkt? Wird vom Rafsanjani Clan kontrolliert.
Alte Freunde. Kontrolliert hat Rafsanjani auch die Waffenkäufe mit
Amerika. Die Iran Contra Affäre. Damals wurden von der Reagan-Regierung
Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran an die rechtsgerichteten
Contras in Nicaragua weitergeleitet, um sie bei ihrem Kampf gegen die sandinistische
Regierung zu unterstützen. Das zentrale Regiepult, von dem aus die Contra -
Finanzierung gesteuert wurde, stand bei der Genfer Firma Compagnies
de Services Fiduciaires SA (CSF). Die Southern
Air Transport, welche für die antisandinistischen Freischärler
Versorgungsflüge ausführte, wurden über die CSF finanziert. Eine andere
wichtige Genfer Firma war die TRADECO. Die
Operation war Illegal. Diese Unterstützung war ein klarer Verstoß gegen einen
Kongressbeschluss, zum anderen war das Geld zum Freikauf amerikanischer Geiseln
im Libanon vorgesehen. Donald Rumsfeld war zu Zeiten
der Affäre spezieller Beauftragter für den Nahen Osten. Nicht nur er, sondern
das Bushkabinett gleicht einem Zombie Kabinett, die Geister
sind zurück und mit Rafsanjani sind sie definitiv auch im Iran zurück. Das
wird die amerikanischen Geschäftsmänner freuen, denn mit Iran will man an den
Geschäftlichen Tisch zurückkehren. Beobachter meinen, dass Rafsanjani nicht zu
den Anfängen der islamischen Revolution zurückkehren wird, als vielmehr die
Wirtschaft ankurbeln und das Land für ausländisches Kapital öffnen und die
Beziehungen zu Amerika regeln wird. Er sei, so trösten sie sich, zwar ein
brutaler und korrupter Politiker, aber, und das ist natürlich viel wichtiger,
ein guter Geschäftsmann.
Bombenträume. Wie lange gejubelt wird, bleibt dahingestellt. Rafsandschani
ist einer der Befürworter einer iranischen Atombombe. Dies hat er anlässlich
des Al-Quds-Tages in Teheran am 14. Dezember 2001
folgendermaßen begründet:
"Die Anwendung einer
einzigen Atombombe würde Israel völlig zerstören, während sie der islamischen
Welt nur begrenzte Schäden zufügen würde. Die Unterstützung des Westens für
Israel ist geeignet, den Dritten Weltkrieg hervorzubringen, zwischen den
Gläubigen, die den Märtyrertod suchen, und jenen, die der Inbegriff der
Arroganz sind."
Das wird auch die Revisionisten freuen, die im Iran Zuflucht und Unterstützung
gefunden haben. Iran hat Jürgen Graf,
einem Exponenten der Holocaustleugnern und seinen Kameraden Zuflucht geboten
und Radio Teheran sendet regelmäßig Interviews mit den Revisionisten, unter
anderem mit Achmed
Huber.
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