©Stephan
Fuchs
journalismus – nachrichten von heute
09-05-2005
Peter
Friederich, der ehemalige Schweizer Botschafter in Luxemburg, steht ab heute
Montag wegen Geldwäscherei im Tessin vor Gericht. Die zwei Haupt-Anklagepunkte
für den 63-jährigen Friederich lauten auf Geldwäscherei und Unterstützung einer
kriminellen Organisation, dem kolumbianischen Drogenkartell. Friedrich wurde im
Juli 2002 verhaftet. Ihm droht nun eine lange Haftstrafe.
Karrierediplomat
Peter Friederich ist seit 30 Jahren Diplomat. Er war Botschafter in Vietnam und
Kuba, bevor er 1999 nach Luxemburg versetzt wurde. Die Untersuchung hat
ergeben, dass der Botschafter überall wo er tätig war, grosse Mengen Geld – im
Auftrag von Freunden, wie es heisst – an der Börse einsetzte. Er versprach eine
höhere als die marktübliche Rendite. Renditen die wohl nur über Illegale
Geschäfte zu erzielen sind.
Als die Börse im Jahr 2000 einbrach, verlor Friederich dabei rund 5 Mio.
Franken, was ihn schnell in grosse finanzielle Schwierigkeiten brachte. Wie
beim Glücksspiel im Casino habe der Diplomat diese Verluste zu vertuschen
versucht und weitere Gelder zur Anlage entgegengenommen. De Chedid
geht davon aus, dass der Druck der Gläubiger auf den Diplomaten am Anfang der
Geldwäscherei stand. Der Anwalt vertritt einen Klienten, der dem Diplomaten
Friederich rund eine Mio. Franken anvertraut hatte.
Aufgefallen
Die Affäre Friederich war 2002 ins Rollen gekommen, weil die Luxemburger Bank,
bei der er die Barsummen einbezahlt hatte, dies den
Behörden gemeldet hatte. Im Februar 2002 informierten die Luxemburger Behörden
die Schweiz. Fünf Monate später wurde Friederich in Bern verhaftet, aber nach 38
Tagen Untersuchungshaft wieder freigelassen. Nach der Abberufung als
Missionschef in Luxemburg durch den Bundesrat quittierte er noch im gleichen
Jahr den diplomatischen Dienst und liess sich frühpensionieren. Friederich hat
den Vorwurf der Geldwäscherei immer bestritten.
Verschlungene Zahlungen
Bei seiner Verhaftung wurden auf seinem Privatkonto in Luxemburg rund 2,4 Mio.
Franken gefunden. Diese Gelder soll Friederich - so die Anklageschrift - von
Mitgliedern einer Drogenbande in jeweils kleinen Scheinen und verschiedenen
Währungen nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Polen, Amsterdam oder Genf
entgegengenommen und auf ein auf ihn lautendes Konto einbezahlt haben.
Anschliessend soll er die Gelder auf Konten der Drogenbarone weitergeleitet
haben.
Die Zahlungen kamen von einem gewissen Antonio Florido
Sosa, einem Spanier, der den spanischen Behörden
unter dem Decknamen "Radio Jaen" bekannt
war und der des Drogenhandels und der Geldwäsche verdächtigt wurde. Gemäss den
spanischen Untersuchungsbehörden handelt es sich beim Spanier um einen
"auf Geldtransfers spezialisierten Mittelsmann, der im Dienste mehrerer
kolumbianischer Drogenkartelle stand". Mehrmals sind dem Ex-Diplomaten in
Hotels in Holland und Luxemburg Koffer übergeben worden, die Geld in kleinen
Scheinen enthalten hätten. Dabei handelte es sich, laut den spanischen Quellen,
um so genanntes "Street Money", also um Gelder, die aus dem
Strassenverkauf von Drogen in ganz Europa stammten.
Vor dem Rücktransfer nach Kolumbien habe dieses Drogengeld gewaschen werden
müssen. "Peter Friederich ist eine der zahlreichen Personen, die dafür
verwendet wurden", zitiert die Zeitung weiter. Dabei hätten die spanischen
Mittelsleute nie längere Zeit mit denselben Personen gearbeitet.
Mittelsmann Sosa wurde später auf Verdacht des
Kokain-Schmuggels verhaftet. Die Anklage sagt nun, dass Friederich von Radio Jaens Tätigkeiten gewusst habe und möglicherweise von
dessen Drogenschmuggel profitiert habe.
Kleines Rad im grossen System
Friederichs Verteidiger Didier Bottge weist sämtliche
Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück. "Peter Friederich war höchstens
ein kleines Rad in einem viel grösseren System", sagte Bottge."
Es überrascht mich, dass er als einziger vor Gericht steht, wo doch in
zahlreichen Ländern untersucht worden ist."
Zigarrenkisten
Friederich erklärte, das Geld stamme aus dem Verkauf von Gemälden, Kisten mit
Zigarren und antiquarischen Büchern. Auch eine Uhr aus Meissenporzellan sei
dabei, die er einem Rechtsanwalt in Genf verkauft habe. Sein Anwalt sagt, er
denke, das Geld sei von einem spanischen Treuhänder auf dem Konto platziert
worden, um Steuern zu umgehen.
Leider gelogen
Friederich gab später zu, dass er über die Herkunft des Geldes log und die
Unterschrift des angeblichen Kunden fälschte. Die Mithilfe an Geldwäsche stritt
er jedoch ab. Friederichs Verteidiger sagt, sein Mandant habe nichts von einem
Drogenring oder von mafiösen Geschäften gewusst. Das Geld sei auf seinem Konto
gewesen, bevor die Verbindung von Radio Jaen zum
Kokainschmuggel entdeckt worden sei. Die Anklage dagegen ist überzeugt, dass
Friederich gewusst haben müsse, dass da krumme Dinge laufen. "Dieser
Prozess wird zeigen, wieviel Peter Friederich
wirklich wusste", sagt Verteidiger Bottge.
"Ich werde in den meisten Anklagepunkten auf Freispruch plädieren. Sollte
er schuldig gesprochen werden, dann hoffe ich, dass er auf Bewährung
freikommt."
System
Offensichtlich zeigt das kolumbianisch-mafiöse
Konzept System. Zu weiteren Untersuchungen gegen andere ist es nicht gekommen,
an die Spitzen der Syndikate ist man nicht gekommen. Einmal mehr. Bereits die
Untersuchungen zur Fimo Affäre blieb da stehen, wo es
interessant wurde, die Mafiajägerin Carla del Ponte ermittelte in diesem Fall.
Sie war indirekt mit der Fimo auf engem Fuss. Vielmehr
scheint, dass Friederich unter enormen Druck gestanden hat und eventuell auch
Erpresst wurde. Der ehemalige Genfer General-Staatsanwalt Bernard Bertossa wird über die Zukunft von Peter Friederich
richten. Die Anklageschrift von Bundesrichter Paul Perraudin
gegen den Ex-Botschafter ist 200 Seiten stark. Der Prozess in Bellinzona soll
12 Tage dauern.
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