6 Jahre Haft für Schweizer Botschafter?

 

©Stephan Fuchs

journalismus – nachrichten von heute

18-05-2005

Mitglied einer kriminellen Organisation ist der ehemalige Schweizer Diplomat nicht. Der Ex-Botschafter bestritt letzte Woche, wissentlich Geld gewaschen zu haben. Trotzdem gibt es wohl 6 Jahre Zuchthaus. Er habe die Beträge eingesackt, um sie an der Börse anzulegen, rechtfertigte sich Friedrich damals. Der stellvertretende Bundesanwalt Claude Nicati mochte das nicht so richtig glauben. Gestern vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona hielt er sein Plädoyer und der ehemalige Schweizer Botschafter in Luxemburg kam dabei gar nicht gut weg. Der heute 63-jährige Peter Friedrich habe stets gelogen und damit das Verfahren erschwert. Er sei völlig unseinsichtig gewesen, habe keinen einzigen Fehler zugegeben. Nicati bezeichnet den ehemaligen Diplomaten als Egoisten der ohne Skrupel gehandelt habe. Es wäre ihm nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen, den Schaden wieder gutzumachen. Hinzu komme, dass es sich um einen besonders hohen Deliktbetrag handle und dass der Angeklagte seine krummen Geschäfte nicht weniger als vier Jahre lang machte. Friedrichs Schuld wiege deshalb schwer, fasste Nicati zusammen.
 
Geldwäscherei?

Der Staatsanwalt hält es für erwiesen, dass sich Friederich der qualifizierten Geldwäscherei schuldig gemacht hat. Zwischen Juni und Dezember 2001 habe der Diplomat mehrere Bankoperationen mit Geld in kleiner Stückelung vollzogen. Das Geld hat er auf Parkplätzen, in Plastiktüten ohne Quittungen erhalten.  Das Geld sei ihm von Menschen ohne erkennbare Einkommensquelle übergeben worden - von Drogenhändlern, sagt Nicati. Das hätten Telefonabhörungen erbracht. Die Spur des von Friederich überwiesenen Geldes führt zu Konten in der Schweiz, in Spanien und in den USA. Darunter zwei Konten, denen amerikanische Drogenfahnder im verlauf einer über zehn Jahre dauernden verdeckten Ermittlung immer wieder begegneten: Die Konten bei der Union Planters Bank in Miami und der Bank of America in Tampa erklärte ein Special Agent der US – Zollbehörde im Zeugenstand. „Wir sind sicher, dass das Geld aus Drogenverkäufen stammte. Unsere eingeschleusten verdeckten Ermittler haben es an Strassenecken und in Restaurants bei Dealern abgeholt und zur Bank gebracht.“

Die Bank of Amrica. Tampa. Immer wieder in den verschiedensten Untersuchungen über Terrorismus, Waffen- und Drogenhandel tauchen diese Bank und /oder  dieser Ort in Florida wieder auf. Die Bank of America besaß bis 1980 45% der BCCI- Bank, die dann abgestoßen wurden. Doch auch nach diesem Zeitpunkt pflegten die Banken enge Geschäftsbeziehungen. Die Frau von CIA Boss Porter Goss, besitzt unter anderem grosse Anteile an der Bank of America

Seltsam: welcher Diplomat oder Kurier hat die restlichen Jahre der zehn jährigen Ermittlung auf Parkplätzen in Amsterdam und anderswo herumgelauert und Plastiktüten mit englischen und schottischen Pfund von dubiosen Leuten entgegengenommen? Diese Frage interessiert offensichtlich niemand, es gibt keine weiteren Angeklagten, ausser Antonio Florido Sosa, einem Spanier, der den spanischen Behörden unter dem Decknamen "Radio Jaen" bekannt war und der des Drogenhandels und der Geldwäsche verdächtigt wurde. Gemäss den spanischen Untersuchungsbehörden handelt es sich beim Spanier um einen "auf Geldtransfers spezialisierten Mittelsmann, der im Dienste mehrerer kolumbianischer Drogenkartelle stand".


 



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